Dieser Weihnachtself raubt uns den Zauber - und niemand merkt´s!
- Mara Reinders
- 5. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Jeden Dezember scheint er in immer mehr Wohnzimmern einzuziehen: der kleine Weihnachtself. Mal sitzt er auf dem Bücherregal, mal hängt er kopfüber am Lampenschirm, und manchmal hinterlässt er sogar kleine Geschenke oder „Streiche“. Die Kinder jubeln – und Instagram, TikTok gleich mit.
Doch während überall Elfen inszeniert, dekoriert und gefeiert werden, frage ich mich: Wann haben wir eigentlich angefangen, Weihnachten in eine Dauerperformance zu verwandeln? (Und verpassen dabei den eigentlichen Sinn und Zauber der Adventszeit)
Der Elf, der kam, um zu bleiben – und zu verkaufen
Was einst als harmlose Idee aus den USA begann, ist mittlerweile ein ganzer Wirtschaftszweig. Der Elf kommt selten allein – er bringt Zubehör, Outfits, Mini-Möbel, sogar eigene Storybooks mit.
Und natürlich: Jeden Tag ein neues Szenario, ein neuer Post, ein neuer Kaufanreiz.
Was als süße Tradition verkauft wird, ist längst ein Paradebeispiel für den weihnachtlichen Konsumwahn. Statt leuchtender Kinderaugen wegen echter Vorfreude, gibt es leuchtende Displays. Eltern wälzen Pinterest-Boards, planen nächtliche Elfen-Inszenierungen, weil man ja „mithalten“ will.
Mit wem eigentlich?
Der Druck der perfekten Weihnachtswelt
Ich sehe Mütter, die sich im Dezember kaum noch ausruhen können, weil der Elf „noch nichts Neues gemacht hat“. Ich lese Posts, in denen Eltern schreiben, sie seien „total erschöpft“ – aber Hauptsache, das Kind glaubt an die Magie.
Doch ist es wirklich Magie, wenn sie aus Überforderung und Perfektionismus entsteht?
Oder ist es nur noch die Verpackung einer verlorenen Idee – die, dass Weihnachten etwas Echtes, Warmes, Ungeplantes sein darf?
Der Elf soll die Kinder „überwachen“ und sie ans brave Verhalten erinnern. Doch was lehrt er sie wirklich? Dass gutes Benehmen belohnt wird, dass Magie käuflich ist, dass jemand immer zusieht?
Ich glaube, er nimmt ihnen ein Stück der kindlichen Vorstellungskraft, die keine Requisiten braucht – nur Zeit, Nähe und Geschichten, die von Herzen kommen.
Weihnachten ohne Showeffekt
Ich will keinen Elf, der mich an meine To-do-Liste erinnert. Ich will keinen Wettbewerb im Wohnzimmer.
Ich will echte Rituale, die nach Zimt und Kindheit duften, nicht nach Plastik und Druck. Vielleicht können wir den Kindern zeigen, dass Weihnachten nicht inszeniert werden muss, um schön zu sein.
Dass Vorfreude aus kleinen Dingen wächst: dem Plätzchenduft, dem Bastelnachmittag, dem Glitzern im Schnee (oder im Kerzenlicht, wenn’s keinen Schnee gibt).
Dass Geschichten genauso magisch sein können, wenn Mama oder Papa sie erfinden, statt sie auf TikTok zu kopieren.
Die Alternative: Echtes Warten, echtes Wundern
Lasst uns den Zauber zurückholen – ohne Elf, ohne Show.
Wie wäre es stattdessen mit einer Familiengeschichte, die jeden Advent ein Stück weiter erzählt wird? Oder mit einem „Dankbarkeitsglas“, in das jeden Abend ein Zettel mit etwas kommt, wofür man an diesem Tag dankbar war?
Das kostet nichts – außer Zeit. Und genau das ist doch das Kostbarste, was wir schenken können.
Denn am Ende, wenn alle Geschenke ausgepackt sind und der Elf wieder in seiner Box verschwindet, bleibt die Frage:
Was wollen wir unseren Kindern wirklich mitgeben – eine gut inszenierte Illusion oder das Gefühl, dass Weihnachten im Herzen stattfindet?
Mama weiß es besser.
Manchmal eben auch ohne Elf.



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